Aktualisierung Sitemap Disclaimer Kontakt

Canna Virus yes or no?

Alles Virus oder was?


Um die Abbildungen zu vergrößern, klicken Sie einfach auf das jeweils von Ihnen ausgewählte Foto. Verbale Ausführungen zu den einzelnen Bildern befinden sich auf der Seite Canna-Klinik.


Es ist doch absolut unlogisch, dass sich Canna-Stauden erst monatelang gut entwickeln und plötzlich, wie vom Himmel gepurzelt sowie dazu auch noch fast zeitgleich, von einem Virus befallen sein sollen. Ergo muss es obendrein andere Auslöser geben, die schlagartig zu weniger ansehnlichen Optiken führen. Da es aber auf diesem Sektor kaum vernünftige Untersuchungen gibt, fällt es natürlich leicht, alles gleich einem Virus anzulasten.

**Canna Chlorose**

Die mit Abstand am auffälligsten vorkommende Krankheit an Canna-Pflanzen ist die Chlorose. Hierfür gibt es eine ganze Reihe von Ursachen, die solche Blattverfärbungen in mannigfaltigen Varianten auslösen. In der nordwestlichen Hemisphäre Europas ist eine der häufigsten Formen die Schlechtwetter-Chlorose, da hierbei die Nährstoffzufuhr der Pflanzen beeinträchtigt wird. Besonders die viel zu nassen und kalten Sommer der Jahre 2007 und 2008 bestätigen diese These einmal mehr.

Fakt ist ab auch, im Jahr 2002 wurde im Knollen- u. Getreide Forschungsinstitut Kerala, Indien, erstmals ein Virus entdeckt, welches auf Blättern einer essbaren Canna-Sorte auftrat. Dieser Krankheitserreger, eine Art Rostpilz, produzierte zahlreiche kleine gelbe Pusteln auf der Unterseite befallener Blätter und ebenso kleine gelbliche Verletzungen von 1 bis 2 Millimeter auf deren Oberseite. Im fortgeschrittenen Stadium verschmolzen die Punkte zu einer braunen bis schwarzen Blattoberfläche und schließlich wurden die angesteckten Blätter trocken und fielen ab. Völlig unabhängig davon fand man etwa zur gleichen Zeit in den USA ein weiteres Canna-Virus, welches das Laub mit gelben Streifen zeichnet. Dieses Virus wurde der Klasse Potyvirus zugeordnet und ist unter dem Namen „Canna Yellow Mottle Virus“ zu finden. Nach meinen ausführlichen Recherchen wurden seit dieser Zeit, also bis heute, keine weiteren Laboruntersuchungen in Sachen Canna-Virus getätigt. Ebenso sind für die Übertragungswege von Canna-Viren labortechnische Auswertungen weder bekannt noch zu finden.

Nun wird in manchen Internet-Foren, ohne einen selbst praktizierten Beweis erbracht zu haben, geradezu sehr leichtfertig und panikartig empfohlen, alles an Cannas zu vernichten, was kein pflanzentypisches Aussehen hat und somit vom Canna-Virus befallen sein soll beziehungsweise muss. Diesem Unsinn ist folgendes zu entgegnen:

Cannas sind ursprünglich Tropenpflanzen und für unsere westeuropäischen Witterungsbedingungen nur begrenzt geeignet. Insbesondere bei so genannten, länger anhaltenden englischen Wetterlagen verhalten sich die Stauden nicht immer im Bilderbuchformat. Was passiert nun beim Virusbefall? Die Canna bekommt Stress und macht diesen vor allem in ihrem Blattwerk - als Chlorose - nach außen hin deutlich sichtbar. Das heißt, dort wird nicht das Virus selbst abgelichtet, sondern lediglich die vom Stoffwechsel gestörten Stellen. Durchlebt eine Canna aber Sommer, wie fast bundesweit im Jahr 2007 oder beispielsweise auch in Westeuropa 2008, also viel zu kalt, mit ständig übernässten Böden sowie kaum Sonne, bekommt sie genau den gleichen Stress und bringt das durch unterschiedlichste Markierungen in Laub oder Blüte zum Ausdruck. Deren Effekte sind vielerorts nahezu deckungsgleich mit denen der von Viren verursachten. Also Symptome, die sich leicht verwechseln lassen. Ändert man aber für solche, angeblich mit Viren befallene Cannas sofort das Umfeld, also bietet ihnen besseren, warmen und nicht zu nassen bzw. anderen, günstigeren Boden, reichlich Frischluft oder werden sie nicht überdüngt bzw. zuwenig gedüngt, entwickeln sich deren neue Triebe und Blätter wieder ganz normal und gesund. Ich betreibe jetzt satte dreißig Jahre die Canna-Zucht und habe immer wieder diese Erfahrung gemacht.

Um zu erkennen sowie sicher zu gehen, wie schnell man Veränderungen an Blatt und Blüte fälschlicherweise als Virenbefall deuten kann, wurde von mir der Stress an mehreren Canna-Pflanzen ganz bewusst provoziert. Diverse Arrangements in Form von unterschiedlichen Erdmischungen, Düngeexperimenten oder Standortwahlen führten dabei zu interessanten Aufschlüssen. Die Bilddokumentation auf den Kapitelseiten
Canna-Chlorosen sowie Canna-Klinik und nicht zuletzt auch Krankheiten/Schäden, erbringt sicher etwas mehr Aufklärung zu diesem Problem.

Ein wirklich echter Virusangriff sollte nur dann in Betracht gezogen werden, wenn absoluter Wachstumsstillstand zu beobachten ist und dieser auch bei eindeutig verbesserten Bedingungen für das jeweilige Gewächs bleibend anhält. Nur dann ist eine endgültige Entsorgung aus Sicherheitsgründen sinnvoll. Dort, wo im professionellen Bereich bisher wirklich Viren ermittelt wurden, kam man zu der Erkenntnis, dass die betroffenen Exemplare zunächst in eine Art Stagnation verfielen und die daraus geernteten Rhizome in den Folgejahren immer kleinere Pflanzen entwickelten. Schlussendlich gelangten sie aus dem Verkehr.

Im Informationsaustausch mit professionellen Züchtern aus benachbarten Ländern war übrigens zu erfahren, dass sich ein vermuteter Virusbefall– falls es übrigens tatsächlich einer war - offenbar nur sehr schwer zu Nachbarpflanzen übertragen lässt und keine unmittelbare Gefahr für vorhandene Bestände darstellt. Wenn überhaupt, käme vielleicht ein Übertragungsweg in Betracht, wie er beim "
Lily Mottle Virus“ als sicher erforscht wurde. Demnach wäre eine Infektion über Pflanz- oder Gartenerde schon einmal ausgeschlossen. So ist stets erst zu erkunden, ob sich eine verdächtige Pflanze, in einem anderen Umfeld, nicht doch weiter entwickelt oder selbst erneuert.

Bei tatsächlich vorhandenem Virusbefall sollte man vor allem prüfen, ob es sich um den Rostpilz handelt. Diese Art Canna-Virus kann also Blätter einer Pflanze komplett vernichten. Dreht es sich jedoch um das Gelbstreifen-Virus, sind bisher lediglich farbliche Veränderungen im Blatt oder sehr selten auch der Blüte die Folge.

Staunässe, Standort, Schatten, Nährstoffmangel/-überschuss, fehlende Frischluft sowie Überdüngung/-salzung/-kalkung des Bodens, sind die häufigsten Ursachen für weniger ansehnliche Canna-Pflanzen. Aber auch große Hitzeperioden beeinträchtigen das Aussehen dieser Spezies. Außerdem sollte die Erde regelmäßig locker gehalten werden, denn auch die Wurzelstöcke benötigen ausreichend Luft.

Während der fast ganzjährigen Untersuchung konnte ich in meinen Beständen jedenfalls noch keinen einschlägigen Virus ermitteln, da bisher alle optischen Schäden durch entsprechende Maßnahmen korrigierbar waren.

Darüber hinaus klingt es ja fast paradox, dass zwei voneinander unterschiedliche und zudem auch noch in Indien sowie den USA entdeckte Canna-Viren unversehens alle in Europa existierenden Canna-Bestände infiziert haben sollen, die kein pflanzenspezifisches Erscheinungsbild mehr aufweisen. Nun mag es sein, dass durch diesen oder jenen Import in unseren Breiten ein krankes Pflänzchen gelandet ist. Aber deshalb müssen doch nicht gleich die ganzen Bestände in Frage gestellt werden.

Hier geht es weiter zur nächsten Seite >>>